Wir haben uns für einen Vortrag vor Kollegen des Interim-Managements im April 2016 etwas eingehender mit den Zukunftsszenerien der Energiewirtschaft beschäftigt und einen Zeitraum von 25 Jahren bis zum Jahre 2040 gewählt, damit die Verwerfungen der letzten Jahre und die wehrhafte Anti-Erneuerbare-Energien Politik der großen Energieerzeuger keine Rolle mehr spielen:
These 1:
Das Geschäftsmodell der großen Energieerzeuger ist tot
- Ab 2030 werden Aktiva in Form von großen Kohle- und Gaskraftwerken wertlos, bereits heute werden Kapazitäten im GW-Bereich stillgelegt, ¼ der Stadtwerke sind pleite
- Rückbau / Entsorgung von Atomkraftwerken wird Sache des Steuerzahlers
- Sinkende Nachfrage nach fossilen Energien führt zur Destabilisierung von Erzeugerländern (Russland, Nahost)
- Fossile Kraftwerke werden dezentral und kleiner (max. 100 MW), ein großer Teil der Energieversorgung wandert vom Investitions- in den Konsumgüterbereich
These 2:
Batteriespeicher übernehmen die Rolle von Kraftwerken zur Netzstabilisierung
- Moderne Speichertechnologien führen zu einem fundamentalen Umbau des Energiesystems, Lastmanagement und Speicher tragen zur Synchronisation bei
- Die Energieerzeugung und –verteilung wird von supraregionalen Mikronetzen (verbundene Zellen oder Inseln) übernommen, nationale Netze und Monopole werden abgelöst (Bsp. NETfficient, Borkum)
- Dezentralisierten Strukturen sind weniger krisenanfällig und gegenüber Terrorakten unempfindlicher, Versorgungssicherheit ist aber kein Standard mehr (‚extra pay‘)
These 3:
Energieeffizienz führt zu einer größeren Wettbewerbsfähigkeit der Industrieländer
- Energieeffizienz führt zu sinkenden Energieverbräuchen, Entkoppelung von Wachstum und Verbrauch, die Importabhängigkeit von Öl und Gas nimmt ab
- Der Preis pro kWh wird sekundär, da die dann marktbeherrschenden Erneuerbaren Energien zu sinkenden Grenzkosten führen
- Fracking wird verschwinden und hat nur noch geringen Einfluss auf die Entwicklung des weltweiten Energiesystems
- Die nachhaltige Energieerzeugung wird nicht mehr primär vom Klimawandel, sondern von Investoreninteressen und Profitabilität getrieben
- Gemeinsame Anstrengungen der CO2-Emittenten lassen trotz zunehmender Naturkatastrophen aber weiter auf sich warten
These 4:
Dünnschicht und org. Photovoltaik werden ‚GAMECHANGER‘
- Dezentralisierte Energieerzeugung mit Fenstern und Fassaden, weltweite Kapazitäten vervielfachen sich auf > 2.000 GW
- Der Betrieb von Wasser- und Wärmekraftwerken wird durch zunehmenden Wassermangel eingeschränkt
- Wind und PV ergänzen sich, haben hohe Kapital- aber fast keinen Betriebskosten, sind die günstigsten Erneuerbaren Energien; andere Technologien sind deutlich teurer und haben nur begrenzte Ausbaupotenziale (Biomasse, Biogas, Geothermie)
These 5:
Big Data verändert die Strukturen des Energiemarktes
- IOT wird die Koordination von Herstellung und Konsum sicherstellen: Elektrogeräte berichten unabhängig und online den Energiebedarf und reagieren auf Liefer- und Preisschwankungen
- Nur noch wenige technische Aufgaben, wie der Betrieb der Netze, verbleiben bei den traditionellen Energieerzeugern. Die Stromerzeugung wird durch viele kleine Erzeuger dezentral und das Netzmanagement wird das Spielfeld der internationalen IT-Firmen (Apple, Alphabet, Microsoft, Adobe, Intel). Diese investieren bereits in große EE-Anlagen, um den eigenen Verbrauch zu sichern.
- Die großen Internet- und IT-Firmen werden durch ihre Fähigkeit große Datenvolumina zu verarbeiten und dadurch Nachfrage und Angebot zu koordinieren die großen Spieler im Energiemarkt. Supercomputer entwickeln neue Technologien.